Yoga und Achtsamkeit für Führungskräfte: Warum Selbstfürsorge der Schlüssel zur besseren Führung ist

 Yoga und Achtsamkeit für Führungskräfte: Warum Selbstfürsorge der Schlüssel zur besseren Führung ist

Veröffentlicht: 16. Juni 2025

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich viele verschiedene Teams betreut – in ganz Europa, mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, Charaktere und Werte. Dabei habe ich schnell gelernt: Gute Führung hat wenig mit reiner Kontrolle zu tun, sondern viel mit Empathie, Geduld und der Fähigkeit, wirklich zuzuhören.

Besonders herausfordernde Situationen zeigten mir immer wieder, wie sehr Achtsamkeit meine Fähigkeit zur Führung geprägt hat. Meditation, bewusste Selbstreflexion und das ständige Hineinspüren in meine eigenen Bedürfnisse halfen mir, meine Wahrnehmung für andere zu schärfen. Ich lernte, zwischen den Zeilen zu lesen und den Menschen hinter dem Verhalten zu erkennen.

Und genau diese Fähigkeit – präsent zu bleiben und nicht im Stress der Aufgaben unterzugehen – wurde zu einem meiner größten Erfolgsfaktoren in der Teamführung.

Warum viele Führungskräfte sich selbst vergessen

In unserer Gesellschaft existiert noch immer ein tief verwurzelter Glaubenssatz: 

“Mit Verantwortung kommt Leistung – und mit Leistung kommt Anerkennung.”

Viele Führungskräfte glauben unbewusst, dass sie umso mehr leisten müssen, je mehr Verantwortung sie tragen.

Daraus entsteht oft ein ständiger innerer Druck. Verantwortung wird mit Kontrolle verwechselt. Leistungsdruck wird zu einem Maßstab für Wertschätzung.

Aus diesem Kontrollbedürfnis heraus entsteht häufig auch Mikromanagement – das ständige Bedürfnis, alles im Detail zu überwachen und nichts aus der Hand zu geben.

Dabei haben wir – durch unser Schulsystem und unser kapitalistisch geprägtes Umfeld – nie wirklich gelernt, dass Loslassen ebenso zum Erfolg gehört. Stattdessen glauben viele, dass nur ständiger Druck zu Ergebnissen führt.

In meiner eigenen Führungspraxis habe ich jedoch erlebt: Gerade das bewusste Loslassen bringt oft die besten Resultate. Vertrauen in die Menschen und Prozesse bewirkt mehr als Kontrolle.

Teams brauchen Räume, um sich zu entfalten – und Führungskräfte brauchen Räume, um ihre eigene Energie zu bewahren.

Selbstfürsorge als Schlüsselkompetenz

Heute bedeutet Selbstfürsorge für mich:

  • meine eigenen Grenzen zu achten,
  • meine Bedürfnisse ernst zu nehmen,
  • und loszulassen, was ich nicht kontrollieren kann.
Selbstfürsorge ist eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte
 
Ich habe gelernt, dass der Weg, w e jemand ans Ziel kommt, oft viel weniger wichtig ist als das Ergebnis selbst.
Gleichzeitig bedeutet Selbstfürsorge auch, anzuerkennen, dass wir als Individuen unsere verschiedenen Rollen im Leben nie ganz voneinander trennen können.

Was im Privatleben passiert, beeinflusst unsere Energie im Beruf – und umgekehrt!

Deshalb braucht gute Führung immer auch Verständnis für das Menschsein. Für sich selbst und für andere.

Wir alle geben zu jeder Zeit unser Bestes – wenn wir bereit sind, innezuhalten, zu reflektieren und liebevoll mit uns selbst umzugehen.



Drei alltagstaugliche Tipps für Führungskräfte

Hier sind drei einfache Impulse, wie du Achtsamkeit und Selbstfürsorge bewusst in deinen Führungsalltag integrieren kannst:

🌱 1. Sei ehrlich zu dir selbst.
Erkenne deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse an – und lebe sie vor.

Zeige deinem Team, dass unterschiedliche Bedürfnisse völlig normal sind. Manche Menschen brauchen Bewegung im Meeting, andere Stille zum Denken. Vielfalt ist ein Geschenk.

🌱 2. Schaffe Zeit für Rückzug und Reflexion.
Ob Yoga, Meditation, Spaziergänge oder Journaling – finde deine eigene Praxis, um dich regelmäßig mit dir selbst zu verbinden.

Nur wer bei sich selbst bleibt, kann andere klar und achtsam führen.

🌱 3. Bilde dich immer wieder weiter.
Öffne dich für neue Erkenntnisse und Perspektiven. Weiterbildung ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke und Flexibilität.

Und oft sind es gerade kleine Veränderungen im Denken, die Großes im Team bewirken.


Kleine Übung: Deine Mini-Meditation für mehr Klarheit in Führungssituationen

Wenn du merkst, dass der Druck in einem Meeting oder Gespräch zu groß wird, probiere diese kurze Übung. Du kannst sie auch vor einem Meeting ausüben oder du verlässt für 1-2 Minuten den Raum während des Meetings:

  • Schließe für einen Moment innerlich die Augen oder senke bewusst den Blick zu deinen Handflächen in deinem Schoß.
  • Atme tief in den Bauch ein und aus.
  • Spüre deine Füße am Boden.
  • Erinnere dich daran: Du musst nicht alles kontrollieren. Du darfst führen, indem du Raum gibst.
  • Mit jedem weiteren Atemzug gibst du all die Schwere und all den Druck, den du in dir spüren kannst, über deine Füße an den Boden ab.
    Stell dir vor, wie die Anspannung durch deine Füße in die Erde hineinfließt und sich dort auflöst.
    Wiederhole dabei innerlich den Satz: „Ich lasse los. Ich lasse los. Ich lasse los.“
    Spüre, wie du mit jedem Atemzug leichter wirst und der Druck immer mehr nach unten abfließt.

Tipp: Vielleicht hilft es dir, deiner Anspannung eine Farbe zu geben – und dir vorzustellen, wie diese Farbe durch deinen Körper, durch den Stuhl oder die Unterlage, auf der du sitzt, in den Boden abfließt. Du kannst die Anspannung auch über dein Steißbein an die Erde abgeben.

Manchmal reichen drei bewusste Atemzüge, um wieder zentriert und präsent zu sein – und aus dieser Präsenz heraus bessere Entscheidungen zu treffen.

Kleine Achtsamkeitsübungen helfen, wieder bei dir selbst anzukommen


Wie Yoga und Achtsamkeit die Führung stärken

Yoga und Achtsamkeit sind nicht nur „Wellness-Tools“.

Sie sind hochwirksame Methoden, um körperlich und mental in Balance zu bleiben und deine Resilienz zu stärken.

  • Yoga stärkt den Körper, beugt Fehlhaltungen und Verspannungen vor – was im oft sitzenden Berufsalltag und bei viel Verantwortung, die auf den Schultern lastet, enorm wichtig ist.
  • Achtsamkeit trainiert den Geist: Sie schärft die Konzentrationsfähigkeit, baut Stress ab, verbessert die emotionale Intelligenz und trägt somit zu mehr Menschlichkeit im Führungsalltag bei.
Führungskräfte, die sich selbst gut spüren, treffen nicht nur bessere Entscheidungen. Sie begegnen auch ihrem Team empathischer, erkennen schneller Konflikte und können leichter kreative Lösungen finden.

Kurz gesagt: Wer sich selbst führen kann, kann auch andere besser begleiten.

Bildungsurlaub: Deine bewusste Auszeit für neue Stärke

Gerade für Führungskräfte ist Bildungsurlaub eine wertvolle Möglichkeit, innezuhalten und neue Perspektiven zu entwickeln.

Eine bewusste Auszeit, um sich mit Yoga, Achtsamkeit und Selbstführung zu beschäftigen, eröffnet neue Wege:

  • eigene Stressmuster erkennen,
  • Klarheit und Fokus stärken,
  • Resilienz und Innovationskraft aufbauen.
Und nicht zuletzt: Wenn du als Führungskraft Selbstfürsorge lebst, gibst du auch deinem Team die Erlaubnis, gut für sich selbst zu sorgen.

So entsteht eine Arbeitskultur, in der Menschen langfristig gesund, kreativ und engagiert bleiben können.

Gerade für Führungskräfte ist Bildungsurlaub eine wertvolle Möglichkeit, innezuhalten und neue Perspektiven zu entwickeln.

Fazit: Wahre Stärke entsteht in der Stille

Vielleicht hast du selbst schon oft gespürt: Wer immer nur funktioniert, verliert irgendwann die Verbindung zu sich selbst – und damit auch die Fähigkeit, andere wirklich zu führen.

Doch es geht auch anders!

Leistung ist nicht gleich Liebe. Verantwortung ist nicht gleich Druck. Und Klarheit entsteht nicht durch noch mehr Tun – sondern durch bewusstes Innehalten.

Wenn du lernst, Stille und Leerräume in deinem Leben zuzulassen, öffnest du den Raum für neue Kreativität, Klarheit und echte Führungsstärke.

Der Weg dorthin zur Stille ist laut, doch mit etwas Übung wird der Weg zur Stille immer leichter und kürzer. 

Vielleicht beginnt dein neuer Weg genau heute – mit einem ersten, tiefen Atemzug.

Wer schreibt hier?

Sandra Wittwer
Sandra Wittwer

Ich bin Sanni, Yogalehrerin und Coach mit dem Fokus auf Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit, Stille und Körperwahrnehmung. Mein Herz schlägt für ein bewusstes Leben, tiefe Verbundenheit und das Erkunden innerer Räume. Als hochsensible Seele weiß ich, wie wichtig es ist, sich regelmäßig achtsame Pausen zu nehmen, um Kraft zu schöpfen – und genau das gebe ich in meiner Arbeit weiter. Zukünftig werde auch ich Bildungsurlaub anbieten, um Menschen einen Raum zu schenken, in dem sie durch Yoga, Meditation und bewusste Auszeiten neue Möglichkeiten für ihren Alltag und Beruf entdecken können.